09.04.2009 Budo Sport Center Hans Wecks in
Oberhausen Foto: Christoph Wojtyczka / Ruhrkontrast
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Schon allein deshalb hat es sich gelohnt, dass er sich mit 24 Jahren
entschloss, regelmäßig Sport zu treiben, in der Karate-Abteilung des
Polizeisportvereins. „Mein Bruder war schon da”, nennt er den Grund. Es gab noch
einen, aber der ist eine schon zu oft erzählte Geschichte, die aber bewirkte,
dass Hans Wecks der sportliche Ehrgeiz packte. „Das war relativ spät, es
war hartes Brot.”
Er kaute es und trug bereits 1972 – nach für den Karate-Sport enorm kurzer
Zeit – den ersten Dan (Meistergrad). „Man konnte auch Gürtel überspringen”, fügt
er fast entschuldigend hinzu.
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Hans Wecks ist Träger des siebten Dan, 1978 erhielt er das Trainer-Diplom,
ein Jahr, bevor er – dem Karate sei Dank, denn im Verein hatte er sie
kennengelernt – 1979 Elke Werbeck heiratete. Hans Wecks hat eine Tochter und
drei Enkel, 22, 19 und fünf Jahre alt. Versteht sich von selbst, dass sie
Karateka wurden, zwar nicht so erfolgreich wie die Eltern, jedoch: „Beim
Jüngsten besteht noch Hoffnung. Er macht sich sehr gut.”
„Allein seinen sportlichen Lebenslauf zu dokumentieren, würde Bände füllen”,
schreibt Wilhelm Josef Balzer, Pressewart des Budo-Sport-Center 1977 Oberhausen
e.V., dessen Gründer, erster Vorsitzender und Cheftrainer Hans Wecks ist. Er
selbst war mehrfacher Landes- und Deutscher Meister, unzählige Male hat er sich
national und international ganz oben platziert. Er war Landes- und Bundestrainer
in der Deutschen Karate-Union, seine Schüler holten 36 Meister- und über 200
Landestitel. Als erster Trainer in Deutschland führte er Karate für Frauen und
Kinder als Breitensport ein. Er ist Mitgründer der vor zehn Jahren anerkannten
Karate-Stilrichtung des Ko Shin Kan. „Ein flexibles Karate, das jeder erlernen
kann. „Es ist leichter umsetzbar als das traditionelle Karate, das Shotokan, auf
Effektivität und Selbstverteidigung ausgelegt.”
Selbstverteidigung: Wir dürfen Hans Wecks bei der Trainer-Arbeit, die er
immer noch sehr liebt, zuschauen. „Jemand fasst mit beiden Händen euer
Handgelenk”, erklärt er und packt zu. „Was machst du?” Weil der Teilnehmer des
Schnupperkurses eher ratlos ist, schlägt Wecks vor: „Ich schreie ihn an”, brüllt
und erschreckt den Gegner. „Dann kann ich plötzlich mein Handgelenk spannen und
den Arm nach innen rausziehen.” Wecks' Tipp: „Es geht nicht immer alles mit
bloßer Kraft. Ihr werdet sehen, dass es funktioniert!” Die Leute üben, der
Trainer kontrolliert. „Denkt immer daran, je angespannter die Muskulatur ist,
umso langsamer ist die Bewegung!”
Später erklärt er den Leuten, was Karate ist und räumt Vorurteile aus:
„Bretter zu zerschlagen hat mit Sport nichts zu tun.” Die Trainingsmethoden
seien zwar nicht mehr so hart wie früher, der Trainer kein Diktator. „Wenn du
früher einmal beim Training gequatscht hast, musstest du im Entengang um die
Halle. Wenn wir heute so arbeiteten, würde keiner kommen.”
Nach wie vor habe Karate einen erzieherischen Wert. „Du lernst den Körper zu
beherrschen und mit dem Kopf zu arbeiten.” Das lernen im Budo-Sport-Center –
einmalig in Deutschland – 380 Kinder vom Kleinkindalter an mit Erfolg. Für die
Jüngsten hat Wecks spezielle Übungsmethoden entwickelt. Er trainiert sie nicht
selbst. „Bei uns arbeiten 17 Trainer, alle mit Lizenzen und sechs Hilfstrainer
als Assistenten, die Hälfte stammt aus meiner ehemaligen Kinderabteilung.” Wecks
Konzept geht auf: „Von der Wiege bis zum Meister.” Dass er sich „irgendwann
abnabeln muss”, ist ihm klar. „Sportlich läuft der Laden”, sagt er, nach einem
möglichen Nachfolger gefragt. Doch was ist mit Organisation, Finanzplanung,
Repräsentation? Fest steht: „Auf meinem Stuhl kann nur jemand sitzen, der Karate
macht.” |