Karateka Hans Wecks wird 65

Dan Giovanni

WAZ Oberhausen, 13.04.2009, Gudrun Mattern
 
Er ist einer der Menschen, die man zum ersten Mal sieht und denkt, man hätte sie schon immer gekannt: Hans Wecks. Er begrüßt uns wie Freunde. Dass er heute 65 Jahre alt wird, sieht ihm niemand an.
 

 
09.04.2009 Budo Sport Center Hans Wecks in Oberhausen Foto: Christoph Wojtyczka / Ruhrkontrast

Schon allein deshalb hat es sich gelohnt, dass er sich mit 24 Jahren entschloss, regelmäßig Sport zu treiben, in der Karate-Abteilung des Polizeisportvereins. „Mein Bruder war schon da”, nennt er den Grund. Es gab noch einen, aber der ist eine schon zu oft erzählte Geschichte, die aber bewirkte, dass Hans Wecks der sportliche Ehrgeiz packte.  „Das war relativ spät, es war hartes Brot.”
Er kaute es und trug bereits 1972 – nach für den Karate-Sport enorm kurzer Zeit – den ersten Dan (Meistergrad). „Man konnte auch Gürtel überspringen”, fügt er fast entschuldigend hinzu.
 

 Hans Wecks ist Träger des siebten Dan, 1978 erhielt er das Trainer-Diplom, ein Jahr, bevor er – dem Karate sei Dank, denn im Verein hatte er sie kennengelernt – 1979 Elke Werbeck heiratete. Hans Wecks hat eine Tochter und drei Enkel, 22, 19 und fünf Jahre alt. Versteht sich von selbst, dass sie Karateka wurden, zwar nicht so erfolgreich wie die Eltern, jedoch: „Beim Jüngsten besteht noch Hoffnung. Er macht sich sehr gut.”
 
„Allein seinen sportlichen Lebenslauf zu dokumentieren, würde Bände füllen”, schreibt Wilhelm Josef Balzer, Pressewart des Budo-Sport-Center 1977 Oberhausen e.V., dessen Gründer, erster Vorsitzender und Cheftrainer Hans Wecks ist. Er selbst war mehrfacher Landes- und Deutscher Meister, unzählige Male hat er sich national und international ganz oben platziert. Er war Landes- und Bundestrainer in der Deutschen Karate-Union, seine Schüler holten 36 Meister- und über 200 Landestitel. Als erster Trainer in Deutschland führte er Karate für Frauen und Kinder als Breitensport ein. Er ist Mitgründer der vor zehn Jahren anerkannten Karate-Stilrichtung des Ko Shin Kan. „Ein flexibles Karate, das jeder erlernen kann. „Es ist leichter umsetzbar als das traditionelle Karate, das Shotokan, auf Effektivität und Selbstverteidigung ausgelegt.”
 
Selbstverteidigung: Wir dürfen Hans Wecks bei der Trainer-Arbeit, die er immer noch sehr liebt, zuschauen. „Jemand fasst mit beiden Händen euer Handgelenk”, erklärt er und packt zu. „Was machst du?” Weil der Teilnehmer des Schnupperkurses eher ratlos ist, schlägt Wecks vor: „Ich schreie ihn an”, brüllt und erschreckt den Gegner. „Dann kann ich plötzlich mein Handgelenk spannen und den Arm nach innen rausziehen.” Wecks' Tipp: „Es geht nicht immer alles mit bloßer Kraft. Ihr werdet sehen, dass es funktioniert!” Die Leute üben, der Trainer kontrolliert. „Denkt immer daran, je angespannter die Muskulatur ist, umso langsamer ist die Bewegung!”
 
Später erklärt er den Leuten, was Karate ist und räumt Vorurteile aus: „Bretter zu zerschlagen hat mit Sport nichts zu tun.” Die Trainingsmethoden seien zwar nicht mehr so hart wie früher, der Trainer kein Diktator. „Wenn du früher einmal beim Training gequatscht hast, musstest du im Entengang um die Halle. Wenn wir heute so arbeiteten, würde keiner kommen.”
 
Nach wie vor habe Karate einen erzieherischen Wert. „Du lernst den Körper zu beherrschen und mit dem Kopf zu arbeiten.” Das lernen im Budo-Sport-Center – einmalig in Deutschland – 380 Kinder vom Kleinkindalter an mit Erfolg. Für die Jüngsten hat Wecks spezielle Übungsmethoden entwickelt. Er trainiert sie nicht selbst. „Bei uns arbeiten 17 Trainer, alle mit Lizenzen und sechs Hilfstrainer als Assistenten, die Hälfte stammt aus meiner ehemaligen Kinderabteilung.” Wecks Konzept geht auf: „Von der Wiege bis zum Meister.” Dass er sich „irgendwann abnabeln muss”, ist ihm klar. „Sportlich läuft der Laden”, sagt er, nach einem möglichen Nachfolger gefragt. Doch was ist mit Organisation, Finanzplanung, Repräsentation? Fest steht: „Auf meinem Stuhl kann nur jemand sitzen, der Karate macht.”